Wir haben es befürchtet; jetzt wissen wir es: Ein Möbelhaus-Großprojekt auf dem Gelände des Güterbahnhofs Grunewald hätte fatale Folgen. Hier einige Fakten, zusammengestellt von Dr. Eberhard Reimer, Institut für Meteorologie der FU Berlin.
Das Dreieck Funkturm gehört mit dem Bahnbetrieb, der Stadtautobahn, der Avus und den Ausfahrten am Messedamm zu den meistbefahrenen Verkehrsknoten Deutschlands. In den Verkehrszählungen von 2009 und 2010 wurden die mittleren Verkehrsdichten pro Jahr ermittelt:
- Avus bei Eichkamp über 90.000 Kfz pro Tag
- Jafféstraße und Messedamm zusätzlich 20.000 – 30.000 Kfz pro Tag
- Messedamm am ICC bis 50.000 Kfz pro Tag
- A 100 zwischen ICC und Spandauer Damm über 170.000 Kfz pro Tag
- A 100 zwischen Kurfürstendamm und ICC nach den neuesten Angaben des Bundesamtes für Straßenwesen über 186.100 Kfz pro Tag.
Im Vergleich mit anderen Autobahnabschnitten in Deutschland liegt die A100 mit diesen Belastungen seit Jahren mit an der Spitze. Verkehre durch Sportveranstaltungen z.B. im Olympiastadion und bei Messen belasten die Knotenpunkte zusätzlich. Dadurch ergibt sich eine erhebliche Lärmbelastung. Laut Umweltatlas der Senatsverwaltung liegt die mittlere Lärmbelastung – trotz der Schallschutzwände – mit im obersten Bereich des Berliner Stadtgebietes.
Die Luftbelastung durch Feinstaub (PM10) und Stickstoffdioxid (NO2), beide mit Grenzwertvorgaben der EU mitteilungspflichtig, ist ebenfalls erheblich. Bei NO2 wird im engeren Avus- und Stadtautobahnbereich eine mittlere Jahreskonzentration bis zu 60µg/m³ erreicht. Feinstaub verteilt sich im weiteren Umfeld. An einer zu hohen Anzahl von Tagen im Jahr werden die zulässigen Konzentrationsgrenzwerte überschritten (35 Tagesmittel über 50µg/m3). An der Stadtautobahn wird sogar ein Wert um 40ug/m3 im Jahresmittel erreicht. Die Konzentrationen ergeben sich aus Anteilen des überregionalen Transports, der Einwirkung des Berliner Stadtgebietes und der hohen lokalen Emissionen.
Die Nordsüdachse von Autobahn und Bahn bildet eine breite Schneise zwischen dem Charlottenburger Innenstadtbereich und dem grünen Westend/Grunewald. Im Klimaatlas Berlin ist der Bahnbereich als Frischluftschneise zur Innenstadt ausgewiesen, wobei das Areal der Kleingärten an Avus und Westkreuz sowie die offenen Flächen des Bahngeländes als besonders wichtig angesehen werden.
In der westlichen Innenstadt Charlottenburgs ergeben sich durch die hohe Bebauungsdichte im Sommer gesundheitsgefährdende Effekte durch Wärmeinseln. Auch deshalb ist die Offenhaltung des Bahngeländes im Umweltinfosystem Berlin und in der Projekt-Kooperation „Umweltgerechtigkeit“ der Senatsverwaltung als sinnvoll erkannt, da mit der Hauptanströmrichtung vom Grunewald über das Bahngelände, über die Gärten und den Lietzensee hinweg, die Frisch- und Kaltluftzufuhr bislang gewährleistet wird.
Fazit: Für den gesamten Bereich bis hin zur Charlottenburger Innenstadt ist eine weitere Erhöhung des Verkehrsaufkommens im Messebereich und die Verbauung des Güterbahnhofsgeländes nicht akzeptabel. hdw / cbg
(infoeichkamp Ausgabe 1/Februar 2012, Hrsg.: Siedlerverein Eichkamp e.V)